"Der Guaita-Park war immer die grüne Lunge Kronbergs!"
Seit Generationen lebt die Familie von Monika Ceglarz in Kronberg. Ihr Großvater Georg Peter gründete 1938 die Gärtnerei Peter und Kinder und Enkelkinder wuchsen als direkte Nachbarn der Familie Abs im Guaita-Park auf. Viele kennen Monika Ceglarz, sei es, weil sie sich seit Jahrzehnten im Vorstand der „Hilfe für krebskranke Kinder Frankfurt e.V.“ einsetzt oder weil sie die beliebten, täglich hausgemachten Köstlichkeiten im Finouk im Herzen der Kronberger Altstadt herstellt. Was lag näher für die IG Guaita-Park, als diese „echte Kronbergerin“ zum Guaita-Park, dem Abs-Gelände und den Bauplänen des neuen Besitzers für das Abs-Gelände zu befragen.
Frau Ceglarz, was bedeuten der Guaita-Park und das Abs-Gelände für Sie?
Als die alte Villa Guaita noch stand, sind wir Kinder immer durch den Zaun geschlüpft und haben im Park gespielt. Ich erinnere mich noch an die riesige Eingangshalle der Villa mit herrlich geschwungenen Treppen und einem kunstvollen Mosaikboden. Leider wurde die Villa Guaita dann abgerissen, und ich erinnere mich noch daran, dass unsere Großmutter uns in den Hof gerufen hat, als der Turm gesprengt wurde. Das war sehr traurig!
Nachdem die Amerikaner die im anderen Teil des Grundstücks gelegene Villa Ter Meer besetzt hatten und auch Herr Eisenhower dort ein und aus ging, hat Hermann Josef Abs das Anwesen erworben. Mir ist der wunderschöne Park mit den herrlichen alten Bäumen und riesigen Rhododendren noch gut in Erinnerung. Mein Bruder Peter Sollfrank erzählte mir vor kurzem, wie Herr Abs damals mit ihm durch den Park spazierte und ihm stolz die alten Bäume und die gepflegte Anlage zeigte.
Als Kinder haben wir oft die prominenten Besucher beobachtet die dort Gäste waren. Allen voran Konrad Adenauer, aber auch Theodor Heus und Heinrich Lübke.
Die Frau von Herrn Abs, Inez Abs, kam öfter in die Gärtnerei um sich Blumen zu schneiden. Meine Großmutter hat sie dann mit Gartenschere und Hippe ausgestattet und sie hat sich ihren Strauß selbst zusammengestellt.
War Hermann Josef Abs denn als Nachbar präsent?
Die Familie Abs hat sehr zurückgezogen in Kronberg gelebt. Zu meinen Großeltern bestand ein sehr gutes nachbarschaftliches Verhältnis.
Auch später ist Herr Abs, nach dem Tod unserer ersten Tochter, immer zu den Straßenfesten gekommen, die ich hier am Aufstieg veranstaltet habe. Der Erlös dieser Feste kam meinem Verein „Hilfe für krebskranke Kinder Frankfurt e.V.“ zugute. Auch privat hat die Familie Abs unseren Verein unterstützt und die Deutsche Bank hat uns mit Tombolaspenden für unser Sommerfest in der Universitätsklinik versorgt. Seine Privatsekretärin, Frau Pfadler, war jahrelang Mitglied in unserem Verein.
Früher hat mein Großvater im Park von Herrn Abs auch Pflegearbeiten durchgeführt, die zusätzlich zu seinem eigenen Gärtner nötig waren. Dann ist Herr Denhardt für diese Aufgabe eingestellt worden. Anfänglich hat er im Sandrock Haus gewohnt, später dann im Garagenhaus direkt hinter der Mauer der ehemaligen Gärtnerei. Er ist jetzt für den neuen Besitzer Real Estate GmbH tätig.
Nach dem Tod von Herrn Abs hat Herr Denhardt in der Kronberger Stadthalle einen sehr informativen Vortrag über die Villa Abs und den Park gehalten. Damals haben viele Kronberger Bürger und auch die Tochter von Herrn Abs, Frau Ehlen, den Ausführungen gelauscht.
Der Park war immer sehr gepflegt und der Wald und die große Wiese sauber durch einen Weg getrennt.
Im Moment werden auf dem Abs-Gelände ja intensive Rodungen durchgeführt…
Auch ich habe seit Wochen die Motorsägen gehört und mich gewundert wie eilig man es hatte. Aus meinem Fenster kann ich jetzt wieder die Giebel von Villa und Schwimmbad gut sehen. Dies war zwar auch früher der Fall, aber es ist offensichtlich, dass riesige Äste entfernt und ganze Bäume gefällt wurden. Wie große Bäume eine solche Beschneidung verkraften, vermag ich nicht zu beurteilen. Wenn der neue Besitzer laut Presseberichten selbst in der Villa einziehen möchte, wundert es mich, warum er das gesamte grenznahe Buschwerk entfernt. Es bietet doch Sichtschutz und wird von den Vögeln gebraucht.
Was halten Sie von den Plänen, auf dem Abs-Gelände zu bauen?
Für mich ist das unvorstellbar! Vom Abs-Gelände und dem Guaita-Park hieß es immer „Das ist die grüne Lunge Kronbergs, und daran wird sich nie etwas ändern!“ Das haben schon meine Großeltern und meine Eltern gesagt, und auch ich sage das, wenn vom Guaita-Park die Rede ist. Nach Aussage der Haushälterin von Herrn Abs hatte er eigentlich den Wunsch, nach seinem Tod eine Musikschule für junge Talente in seiner Villa einzurichten. Leider hat er das nicht entsprechend verfügt.
Der gesamte Guaita-Park stand immer unter einem besonderen Schutz. In der Vergangenheit haben immer wieder mal einige Anwohner versucht, Baugenehmigungen zu erfechten. Stets hat die Stadt dies mit Hinweis auf den geltenden Bebauungsplan ablehnt, und auch Gesuche bis nach Kassel waren erfolglos. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Verantwortlichen bei der Stadt Kronberg auf einmal alles anders sehen und eine Bebauung so mir nichts dir nichts bewilligen. Der Guaita-Park sollte in seinem jetzigen Charakter erhalten bleiben, es ist schon genug „am Bürger vorbei“ geschehen.
An was denken Sie da?
Das Gelände der Villa Mumm kenne ich sehr gut, denn mein Großvater war ab 1934 dort als Gärtner beschäftigt und wohnte mit Familie im Pförtnerhäuschen am heutigen Aufstieg. Als die Stadt vor einigen Jahren das Gelände der Villa Mumm verkaufen wollte, hat es eine Informationsveranstaltung, ich glaube im Rahmen eines CDU Frühschoppens, gegeben. Natürlich war ich dort. Es gab einen Käufer, der das Gelände mit Villa erwerben wollte, ohne bauliche Veränderungen vorzunehmen. Die Fidelity Investment, der zweite Interessent, wollte ein zusätzliches Geschäftsgebäude errichten „klein und flach wie ein Schuhkästchen“ würde es sich neben der Villa in die Landschaft einfügen. Diese Äußerung ist mir heute noch präsent.
Das Ergebnis kennt jeder: Ein riesiger Glaskasten und ein Parkhaus mit, ich glaube, 300 Plätzen, das in den Fels gesprengt wurde. Auch hier wurden trotz Protesten vom BUND, wenn meine Erinnerung richtig ist, 40 Edelkastanien gefällt. Dafür wurden an anderer Stelle angeblich „Ausgleichsmaßnahmen“ vorgenommen.
Auch an der Königsteiner Straße wurden vor einigen Jahren sämtliche Akazien gefällt. Früher spendeten sie im Sommer erholsamen Schatten, und wenn man mit dem Auto von der Bundesstraße kam, bildeten sie ein Dach fast wie ein Tunnel, wunderschön war das. Die Gründe waren schwer nachvollziehbar und es hieß, die Bäume waren alt und krank. Baumerhaltende Maßnahmen wären doch sicher auch in einigen Fällen zu bedenken.
Im Guaita Park darf so etwas nicht passieren, und ich glaube auch nicht daran!
In Kronberg werden in letzter Zeit ja grundsätzlich viele Bäume gefällt, z.B. im Viktoriapark und der Trend geht hin zur Verdichtung, z.B. an den Schillergärten…
Bei vielen Gebieten, z.B. für das Gebiet „Im Henker“, wusste man schon lange, dass eine Bebauung irgendwann einmal kommen könnte. Für den Guaita-Park war das aber nie ein Thema.
Kronberg ist eine wunderschöne Stadt mit einem ganz eigenen Charakter. Dazu gehört viel Grün – Kronberg ist ja ein staatlich anerkannter Luftkurort – eine großzügige Bebauung und Kultur. Ich denke hier an die Kronberg Academy und viele Feste und Märkte, die auch gerne besucht werden. Die Kronberger Verantwortlichen sollten diese Vorteile nicht verspielen.
Frau Ceglarz, ganz herzlichen Dank für das interessante Gespräch!